werkNET
Menü

Wilhelm Roloff

Wilhelm Roloff ist Mitbegründer der Hamburger Studentenhilfe und ihr erster studentischer Vorstand. Er kommt im Jahr 1900 in Altona als Kind des aus Dänemark stammenden Zahnarztes Thorvald Frederick Christian Roloff und dessen Frau Paula Henriette Johanna, geb. Elvers, die wiederum aus der Familie eines Blankeneser Zahnarztes stammt, zur Welt. Die Familie ist wohlhabend und unterhält gute Beziehungen zu einigen führenden Hamburger Kaufmanns- und Bankiersfamilien, darunter die Bankiersfamilie Warburg.(1)

Den Besuch des Realgymnasiums Altona schließt Wilhelm Roloff 1918 mit dem Abitur ab und dient bis Kriegsende bei der Kaiserlichen Marine. Im Frühjahrssemester 1919 nimmt er an der Universität Hamburg ein Medizinstudium auf. Nach Aufenthalten in Tübingen, wo er in die Burschenschaft Derendingia eintritt, und München setzt er sein Studium im Wintersemester 1921/22 in Hamburg fort.(2) In Tübingen wie auch in Hamburg engagiert sich Roloff im AStA. In Hamburg ist er zudem Mitglied im vorbereitenden Ausschuss für die Gründung der Studentenhilfe und wird in deren Vorstand gewählt.(3)

Roloff ist im Mai 1922 an der Werbung von Mitgliedern unter der Hamburger Kaufmannschaft beteiligt(4), eine Initiative, die auch von Max M. Warburg unterstützt wird. Auf dessen Anraten hin bricht Roloff noch im selben Jahr sein Studium ab und beginnt eine Karriere in der Wirtschaft. 1931 tritt er unter Vermittlung Warburgs in die Direktion der „Nordsee“ Deutsche Hochseefischerei Bremen-Cuxhaven AG ein und bezieht später mit seiner zweiten Frau Alexandra, geb. von Alvensleben, den Fichtenhof in Bremen.

Wilhelm Roloff wird heute als Kämpfer im Widerstand gegen Adolf Hitler geehrt. Über die Familie seiner Frau kommt er, der überhaupt als guter Netzwerker gilt, in Kontakt mit bürgerlichen Gegnern des nationalsozialistischen Regimes. Der Fichtenhof entwickelt sich zu einem Treffpunkt Oppositioneller mit Verbindungen zu dem sehr viel bekannteren sogenannten „Kreisauer Kreis“, aus dem heraus das Hitler-Attentat des Grafen Stauffenberg vom 20. Juli 1944 initiiert wird.

Roloff ist vor dem Zweiten Weltkrieg an verdeckten Initiativen für einen Ausgleich mit Großbritannien beteiligt(5), später nutzt er seine berufliche Position, um einzelne Oppositionelle zu unterstützen. Er ist allerdings auch verantwortlich für den Einsatz von Zwangsarbeitern im norwegischen Fischfangbetrieb(6), seit 1937 NSDAP-Mitglied und 1944 für kurze Zeit Wehrwirtschaftsführer(7) - er nimmt während des Nationalsozialismus also durchaus widersprüchliche Rollen ein.  

Im Vorfeld des Hitler-Attentats lässt Roloff sich zusichern, mit Etablierung einer neuen Regierung Staatssekretär im Ernährungsministerium zu werden.(8) Als der Staatsstreich misslingt, gerät er in die Fänge der Gestapo, überlebt jedoch die Haft.(9)

Wilhelm Roloff verstirbt 1979 im kanadischen Toronto. 

Adolf Rein
Aus Universitätsrektor wird „Führer-Rektor“

Ein Profiteur der neuen Verhältnisse an der Hamburger Universität ist der Historiker Adolf Rein, der ab Mai 1933 die Stelle des Fachreferenten für Universitätsreform in der Hochschulbehörde bekleidet. Zu verdanken hat er das vor allem Wolff Heinrichsdorff und dem NSDStB, die ihn als „Vertrauensdozenten der Hamburger Studentenschaft“ einsetzen.(10) 

 

 

Rein, der sich schon 1922 als Privatdozent im Verwaltungsrat der frisch gegründeten Studentenhilfe engagiert hatte, und die nun endgültig vom NSDStB gesteuerte Studentenschaft treiben den Wandlungsprozess der Universität zügig voran: Sie wollen die humanistische Universität abschaffen und treffen dabei nicht auf Widerstand, sondern vielmehr auf eine ausgeprägte Anpassungsbereitschaft und Zustimmung unter dem noch verbliebenen Lehrpersonal.(11) Doch auch die anpassungswilligen Professoren müssen bald um ihre Stellen fürchten. Denn die Studentenschaft geriert sich immer mehr wie das neue Machtzentrum der Universität und fordert eine durchweg politische Besetzung der Lehrstühle.(12)

Selbst „Vertrauensdozent“ Rein möchte den Einfluss der Studenten deswegen schon bald beschränken und stellt sich gegen seine Förderer. Ein riskantes Manöver, doch es geht auf: Rein gewinnt an Zuspruch unter der alten Professorenschaft, nach deren Votum er Ende 1934 zum Rektor ernannt wird.(13) Dank der nationalsozialistischen Hochschulreform, die am 21. Januar 1934 mit dem „Gesetz über die Neuordnung der Universität“ in Kraft tritt, gilt inzwischen auch an der Universität das „Führerprinzip“ – Rein avanciert mit seiner Ernennung zum „Führer-Rektor“. Und bezeichnet Hamburgische Universität daraufhin feierlich als „erste nationalsozialistische Hochschule Deutschlands“.(14)

Antonia Milch
Die „Mutter der Studentinnen“

Antonia Milch, die Zeit ihres Lebens überall immer nur „Toni“ genannt wird, hat einen weiten Weg bis nach Hamburg: Sie war mit ihrem jüdisch stämmigen Ehemann, dem Germanisten Dr. Werner Milch, 1939 nach Großbritannien ausgewandert. Beide Eheleute waren hier im deutsch-britischen German Education Construction Committee engagiert, das sich mit der zukünftigen Organisation des Bildungswesens in Deutschland beschäftigte.

Nach dem Krieg nimmt Werner Milch einen Lehrauftrag an der Marburger Universität an. Aber er muss bis 1949 auf die Anerkennung als ordentlicher Professor warten und sieht sich Angriffen von rechtsgerichteten Studierenden ausgesetzt. Trotzdem engagiert sich das Ehepaar für die Studierenden und übernimmt die Leitung eines Wohnheims für in- und ausländische Studierende in Marburg. Nachdem Werner Milch 1950 verstirbt, zieht Toni Milch nach Hamburg.(15) Kurze Zeit später tritt der Universitätsrektor an sie heran und bittet sie um ihre Hilfe: Es gilt, eine neue Studienberatung aufzubauen.

Milch stellt sich der Herausforderung und prägt die Beratung bis 1961. Insbesondere für die Sorgen der Studentinnen setzt sie sich ein und schafft neue Angebote und Räume gezielt für die Kommilitoninnen – Orte, an denen sie sich gezielt über ihre spezifischen Sorgen und Nöte austauschen können und Rat und Unterstützung erhalten, oft von Toni Milch persönlich. So bleibt sie schließlich als „Mutter der Studentinnen“ bis heute in Erinnerung.(16)

Wolfgang Homfeld

Wolfgang Homfeld wird 1948 in Bremen geboren. Ab 1969 studiert er in Hamburg Anglistik, Germanistik und Pädagogik. Aber sein Engagement geht weit über sein Studium hinaus: Er engagiert sich für seine Kommilitonen, wird 1970 zum Studentensprecher der Philosophischen Fakultät gewählt und übernimmt den Vorsitz im AStA. 1975 wird er Mitglied des Akademischen Senats der Universität. Zusätzlich ist er für das Deutsche Studentenwerk aktiv und dort von 1975 bis 1977 Vorstandsmitglied.

Trotz dieses ehrenamtlichen Pensums schließt Homfeld 1979 sein Studium erfolgreich ab und wird Lehrer, später auch Schulleiter in Hamburg.(17) Er bleibt gesellschaftlich engagiert als Deputierter der Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung, wo er Vorsitzender des Personalausschusses und schließlich Sprecher der SPD-Deputierten wird.(18)

Und auch der 1972 übernommene ehrenamtliche Vorsitz im Vorstand des Studentenwerks wird von Wolfgang Homfeld langfristig fortgeführt. Er ist Vertreter einer neuen Studierendengeneration, für die soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt steht. So setzt er sich für eine Begrenzung der steigenden Wohnheimmieten ebenso ein wie für eine solidarischere Staffelung der Preise für Mensa-Essen. Unermüdlich treibt er die wichtigsten Projekte des Studentenwerks voran, egal ob es um Mensaneubauten oder die Reform der Selbstverwaltung der Wohnheime geht. Bei allem Engagement ist er aber auch immer Pragmatiker, sucht nach machbaren Lösungen und schafft es, auch mitunter unangenehme Veränderungen geschickt zu moderieren.(19)

Im September 2000 übergibt er nach 28 Jahren „kritischer, kreativer und konstruktiver“ Amtsausübung den Vorstandsvorsitz an seinen Nachfolger Prof. Dr. Jobst B. Mielck und beendet sein Engagement als einfaches Gremiumsmitglied.(20)

#stwhhforfuture
Nachhaltigkeit im Studierendenwerk Hamburg

Das Verständnis von Nachhaltigkeit begründet sich in den drei Grundpfeilern des Studierendenwerks: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dabei stehen besonders Klima-, Ressourcen- und Umweltschutz in der ökologischen Dimension im Vordergrund. Durch bewusstes Handeln trägt das Studierendenwerk Hamburg zur CO2-Reduktion bei und strebt das Ziel der Klimaneutralität an. Im Bereich Hochschulgastronomie gelingt dies durch den sukzessiven Ausbau an nachhaltigen Speise- und Getränkeangeboten beispielsweise durch Bio-Ware, regionale Produktvielfalt, Mehrweggeschirr und Fleischreduktion – eine rein vegetarisch-vegane Mensa inklusive.

Im Bereich Wohnen agiert das Unternehmen umweltbewusst und ressourcenschonend durch energetische Sanierungen und energieeffiziente Neubauten nach Passivhausstandards. Sharing-Konzepte und Pflanzaktionen ergänzen das nachhaltige Gemeinschaftsleben ebenso wie der Einsatz von 100 Prozent Ökostrom, von wassersparenden Armaturen und nachhaltiger Möblierung.

Der Bericht Nachhaltigkeit und Soziale Verantwortung 2021/2022 gibt einen umfassenden Einblick in die Nachhaltigkeitsstrategie des Studierendenwerks sowie über die systematisch eingebundenen Maßnahmen zu Klima- und Ressourcenschutz in allen Leistungsbereichen. Er benennt konkrete Ziele und Vorhaben für eine nachhaltige Zukunft – für Mensch und Umwelt.

Quellen

 

(1) Lohmann, Heinrich: Der Bremer Fichtenhof und seine Bewohner. Ein wenig bekanntes Kapitel aus dem Widerstand des Nationalsozialismus, Bremen 2018, S. 28; Sigler, Sebastian: Konservativer Widerstand gegen Hitler. Eduard Brücklmeier und Wilhelm Roloff: arkane Aktivitäten im Kampf gegen Hitler ab 1939; URL: http://studentenhistoriker.eu/?p=277#_ftn19 (o.D.; Zugriff 10.06.2021).

(2) Eintrag von „Wilhelm Roloff“ im Matrikelportal online, URL: https://www.matrikelportal.uni-hamburg.de/receive/matrikelhh_matrikel_00016215 (Zugriff 10.06.2021).

(3) Staatsarchiv Hamburg, 364-5_I_050.05.01_Bd. I, Bl. 49r u. 52r.

(4) Staatsarchiv Hamburg, 364-5_I_050.05.01_Bd. I, Bl. 52r.

(5) Sigler: URL: http://studentenhistoriker.eu/?p=277#_ftn19 (Zugriff 10.06.2021).

(6) Mester, Christiane: Ein Ort des Widerstands, 03.05.2018, URL: https://www.weser-kurier.de/bremen/ein-ort-des-widerstands-doc7e4in35mmhy4t80i1sj (Zugriff 28.05.2021)

(7) Sigler: URL: http://studentenhistoriker.eu/?p=277#_ftn19 (Zugriff 10.06.2021).

(8) Lohmann, S. 146.

(9) Mester, Christiane: URL: https://www.weser-kurier.de/bremen/ein-ort-des-widerstands-doc7e4in35mmhy4t80i1sj (03.05.2018; Zugriff 28.05.2021)

(10) Grüttner, Sorgenkind, S. 209.

(11) Nicolaysen, Wandlungsprozesse.

(12) Grüttner, Sorgenkind, S. 209.

(13) Grüttner, Sorgenkind, S. 210.

(14) Nicolaysen, Wandlungsprozesse.

(15) Gavin-Kramer/Menne, S. 58.

(16) Zit. n. Gavin-Kramer/Menne, S. 61.

(17) Peter Fischer-Appelt: Hochschulpolitik als Sozialpolitik. Das Hamburger Studentenwerk in der Periode der Bildungsexpansion 1960 bis 1980, in: Zwischen den Stühlen, hrsg. v. Studentenwerk Hamburg, Hamburg 2001, S. 32-44, hier S. 33.

(18) Mielck, S. 13

(19) Mielck, Jobst B.: Wolfgang Homfeld: 25 Jahre im Ehrenamt, in: 75 Jahre Studentenwerk Hamburg, „Service für Studierende“, hrsg. v. Studentenwerk Hamburg, Hamburg 1997, S. 13-17.

(20) Studentenwerk Hamburg AöR, Geschäftsbericht 2000, S. 34; Studentenwerk Hamburg AöR, Geschäftsbericht 2002, S. 51.